Unter der Überschrift „Ökumenisches Bündnis für NRW – Kirchen verpflichten sich zu stärkerer Zusammenarbeit“ berichtet das Westfalen-Blatt vom 23.01.2017 über konkrete Formen der Zusammenarbeit in der Gemeindeentwicklung sowie bei der Zusammenarbeit in anderen Bereichen“ zwischen den evangelischen Kirchen im Rheinland und Westfalen und dem katholischen Bistum Essen. „Auch das Bistum Münster werde zu Pfingsten eine ähnliche Vereinbarung unterzeichnen… So dass einem großräumigen gemeinsamen Auftritt der Kirchen, angesichts großer gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche‘, wie es in dem Essener Aufruf heißt, ein Weg geebnet ist“… In seiner Predigt zeigte der evangelische Präses Rekowski „sich überzeugt davon, dass heute schon viel Gemeinsames möglich sei: Gemeindeleben unter einem Dach riskieren, gemeinsame Gottesdienste so oft wie möglich feiern, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit haben, verstärkte Kooperation von Diakonie und Caritas und Partnerschaften auf der Ebene der Gemeinden ebenso wie auf Bistums- und Landeskirchenebene wagen“. Zu diesem Vorhaben nimmt Bernhard Mihm, Paderborn, Stellung:
„Es war etwas Ruhmvolles um den politischen Katholizismus in Deutschland. Geboren im Kampf gegen staatliche Bevormundung im Geist von Aufklärung und/oder protestantischem Staatskirchentum im 19. Jahrhundert, wirkte der politische Katholizismus noch in den ersten fünf Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts: Im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Widerstand gegen Hitler, in der Ära Adenauer. Mit dem II. Vatikanischen Konzil begann er zu verblassen. Der italienische Erzbischof Luigi Negri (Ferrara) hat dazu kommentiert: „Weite Teile der katholischen Gemeinschaft sind von einem übereifrigen Irenismus untergraben, der seit Jahrzehnten Wühlarbeit leistet und dessen Hauptsorge nicht die eigene Identität ist, sondern der Dialog um jeden Preis mit dem Ziel, auch die entferntesten Positionen irgendwie vereinbar scheinen zu lassen“. „Es verbreitete sich jene ‚Dialogbesoffenheit‘, die Kardinal Bengsch bereits während der Konzilszeit angeprangert hatte“. Der Aufbau des Rätesystems kam hinzu. Aufmerksamkeit und Engagement derer, die dazu berufen gewesen wären, den politischen Katholizismus zu tragen, wurden auf binnenkirchliche Themen umgelenkt. Man begann, binnenkirchlich Politik und Pseudo-Politik zu machen.
Nun fehlt dieser politische Katholizismus „dramatisch“, wie der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder vor einigen Wochen gegenüber katholischen Studentenvertretern formulierte.
Anstatt Kauders Notruf zu hören und zur Wiederbelebung des politischen Katholizismus aufzubrechen, geben ihm deutsche Bischöfe nun den Todesstoß. Ein Dolchstoß, nicht heimtückisch von hinten, sondern ganz unverblümt von vorn.
Wie immer angesichts des traditionellen Minderwertigkeitskomplexes deutscher katholischer Theologen gegenüber ihren evangelischen „Kollegen“, ist bereits die in Essen verkündete Gründungserklärung für das „Ökumenische Bündnis in NRW“ dominiert von Stichworten des landeskirchlichen Linksprotestantismus: „Für eine, solidarische, friedliche, tolerante und umweltbewusste Gesellschaft“. Das „umweltbewusst“ ist dafür kennzeichnend. In einer Zeit, in der der Ökologismus und Gesundheitsfetischismus Ersatzreligionen geworden sind, ist das Gift für beide Kirchen. Gift ist auch die Absicht, „darin“ den „Austausch mit dem Islam zu suchen“. Denn der Islam befindet sich in einer vitalen Offensive, der man mit „friedlicher und toleranter“ Bürgerlichkeit nicht erfolgversprechend standhalten können wird.
Dieser unzweifelhafte Dolchstoß gegen den politischen Katholizismus könnte zugleich ein Stoß ins Herz katholischer Kirchlichkeit sein, vollzogen von jenen, die von Amts wegen diese Kirchlichkeit zu hüten und zu schützen hätten.“
-
Archive
- Januar 2021
- Dezember 2020
- November 2020
- Oktober 2020
- September 2020
- August 2020
- Juli 2020
- Juni 2020
- Mai 2020
- April 2020
- März 2020
- Februar 2020
- Januar 2020
- Dezember 2019
- November 2019
- Oktober 2019
- September 2019
- August 2019
- Juli 2019
- Juni 2019
- Mai 2019
- April 2019
- März 2019
- Februar 2019
- Januar 2019
- Dezember 2018
- November 2018
- Oktober 2018
- September 2018
- August 2018
- Juli 2018
- Juni 2018
- Mai 2018
- April 2018
- März 2018
- Februar 2018
- Januar 2018
- Dezember 2017
- November 2017
- Oktober 2017
- September 2017
- August 2017
- Juli 2017
- Juni 2017
- Mai 2017
- April 2017
- März 2017
- Februar 2017
- Januar 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- August 2016
- Juli 2016
- Juni 2016
- Mai 2016
- April 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Januar 2016
- Dezember 2015
- November 2015
- Oktober 2015
- September 2015
- August 2015
- Juli 2015
- Juni 2015
- Mai 2015
- April 2015
- März 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- Dezember 2014
- November 2014
- Oktober 2014
- September 2014
- August 2014
- Juli 2014
- Juni 2014
- Mai 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- August 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- August 2012
- Juli 2012
-
Meta
Einige Kardinäle und Bischöfe in Deutschland müssen ja den politischen Katholizismus wie er unter dem sogenannten Kulturkampf bis herauf in die Adenauer-Zeit fruchtbar war fürchten, denn er würde sie ja mit der für sie peinlichen Wahrheit konfrontieren: Zum Beispiel im Lebensschutz. Bei ihrer heutigen AL- Erklärung zur Ehepastoral haben die Bischöfe beispielweise den Mut, eine bessere Ehevorbereitung zu fordern und vergessen dabei, dass sie geschwiegen haben, als der Gender-Schulunterricht eingeführt wurde. Wollen die Kardinäle und Bischöfe wirklich Jugendliche auf die Ehe vorbereiten, die von unnatürlichen und außerschulischen SEx-Experten schon auf die Ehe „Vorbereitet“ wurden?? So ein unehrliches Auguren-Lächeln muss man fertigbringen. In diesem Kampf können die Bischöfe keinen politischen Katholizismus gebrauchen. Sie müssten ja Farbe bekennen- – und das vor der Öffentlichkeit!
Ein weiterer – und in sich ja durchaus logischer Schritt – der langsamen Umformung der Kirche, die bei den Konzilsberatungen ihren Anfang nahm, als man sich vom Satz „Außerhalb der Kirche kein Heil“ trennte und sich fortlaufend „auf der Suche“ nach der Wahrheit wähnte. Wer in anderen Dominationen und Religionen auf Teufel komm raus „Wertvolles“ sehen will, wird unmerklich in den vereinnahmenden Würgegriff genommen, bis ihm die Luft ausgeht. Empfehlenswert in diesem Zusammenhang das Buch“ Die Ökumenismusfalle“ von Georg May, Brennpunkt Theologie.
Aber: Vielleicht ist es ja auch der erste Schritt zur liturgisch- und politisch-korrekten, durch-gegenderten und buntorientierten gemeinsamen offiziellen Staatskirche? Scharwenzeln etwa deshalb Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm so um die Gunst der Herrschenden, um Primas zu werden? Wer reißt sich schneller das Brustkreuz vom Hals, wenn dies politisch opportun erscheint?